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Südfrankreich 2023 – Teil1: Camargue

Mittwoch nach der Arbeit starteten wir auf die erste Etappe nach Luxemburg, wo wir in Kockelscheuer auf dem gleichnamigen Campingplatz für die Nacht gebucht haben. Der Platz liegt recht günstig sowohl für einen Besuch der Stadt als auch für die Durchreise und ist auch von der Ausstattung her völlig in Ordnung. Alles nicht flammneu, aber gepflegt und sauber und mit 25 Euro auch bezahlbar.

Die Fahrt verlief wieder erwarten staufrei, immerhin war es der Mittwoch vor Vatertag und nicht nur wir hatten die Idee die freien Tage nicht zu Hause zu verbringen. Nur die letzten 4 Km hatten es in sich. Für die paar Meter durch die Stadt haben wir dann tatsächlich fast ne Stunde gebraucht. Wir kamen bei schönstem Sonnenschein an und platzierten Wohni fix auf der Parzelle. Ein Rundgang auf dem Platz um die Beine zu vertreten und ein paar Pommes im Restaurant als kleines Abendessen folgten. Dann nutzten wir die Sonne noch bis die letzten Strahlen uns mit deutlich fallender Temperatur nahelegten ins Bett zu gehen.

Am nächsten Morgen wachten wir gut erholt bei wiederum sonnigem Wetter auf, die Temperatur allerdings wollte nicht so recht mitziehen und das Thermometer blieb bei 5° stecken. Brrr.

Aber kein Problem, unsere Tour führte uns doch ins Warme….

Die zu absolvierende Etappe war nicht sehr lang, betrug ca. 390 km und führte uns nach Chalon-sur-Saone, wo wir ebenfalls einen Campingplatz vorgebucht hatten.

Eigentlich ist in Frankreich zu dieser Zeit noch nix los, aber ich wollte trotzdem sicher gehen und lieber den Platz vorbuchen, was sich auch als absolut richtig herausstellte. Der sichtlich überforderte Campingplatzbetreiber, kam immer wieder kopfschüttelnd vorbei und meinte, der Tag hätte mit einem leeren Platz und 4 Reservierungen angefangen und jetzt sowas, während er versuchte auf jedem freien Stück Rasen oder Seitenstreifen noch ein Fahrzeug bzw. Gespann unterzubringen.
Offenbar nutzten wohl so einige den Feiertag, um in den Urlaub zu starten. Deutsche, Niederländer und Franzosen gleichermaßen und auch auffällig viele Briten tummelten sich auf dem Platz.

Ein Intermarche war in 1,7 km ausgemacht und eine nette Wanderroute führte am Wasser entlang mit einem schönen Blick auf die Stadt. Sogar ein wenig der Altstadt nahmen wir auf dem Weg zum und vom Supermarkt mit, wo wir uns mit allerhand leckeren Dingen für das Abendessen eindeckten.

Es folgte wieder eine gute Nacht und ein entspannter Morgen, der allerdings erst nach einem kurzen Schauer sonnig wurde und mit, um die 17° C auch gut auszuhalten war.

Die anstehende Etappe war ca. 440 km lang, also nur geringfügig länger als am Vortag, aber der Platz in der Camargue hatte in einer Mail informiert, dass eine Anreise erst ab 16.00 möglich sei.

Wir hatten also Zeit an diesem Morgen und brachen gemütlich nach 10 Uhr auf, um erst noch an einer Tankstelle Diesel zu bunkern.

Es war für uns das erste mal, dass wir die Route Metz, Dijon, Lyon fuhren, sonst zweigten wir immer in die eine oder andere Richtung ab und waren daher schon erstaunt, wie voll die Mautautobahn doch war. Letztendlich kamen wir aber ohne große Verzögerung in Sainte-Marie-de-la-Meer an. Fast pünktlich gegen 15.30 Uhr.

Einchecken war trotz der früheren Ankunft kein Problem. Der erste Augenschein ergab eher gemischte Gefühle bezüglich der Platzgüte und leider bestätigte sich dieser erste Eindruck. Der Platz war absolut ungepflegt, die Parzellen nicht einladend und die Waschhäuser…
Ich will es mal so sagen: Wenn die Betreiber hier von Hygiene sprechen, meinen die sicher ein Tier…

Das Klobrillen fehlen, ok, da hatte man sich ja schon dran gewöhnt, aber dass die Klos nicht mal richtig fest waren und alles, aber auch wirklich alles angeranzt aussah, stank und klebte – das hatte ich tatsächlich so noch nicht gehabt. Dafür war der Platz mit 50€ die Nacht richtig teuer.


Wir hatten allerdings ohnehin nur 5 Nächte auf diesem Platz gebucht, weil wir einfach nicht abschätzen konnten, wie die Mückenbelastung in der Camargue wohl so ist. Laut Internet reisten wir noch in der Zeit, wo Mücken eher keine Rolle spielen sollten. Hatte nur leider keiner den Mücken gesagt.

Aus dem Auto ausgestiegen, schwirrten unzählige Viecher um mich herum und in kürzester Zeit hatte ich die ersten kapitalen Stiche vorzuweisen.
Wir stellten nur den Wohnwagen ab und bauten das Vorzelt auf, denn es sollte wieder zu Regnen anfangen. Nachdem alles stand, wollten wir zunächst einkaufen gehen, was sich als gar nicht so einfach herausstellte.

Natürlich hatte ich mir die Karte angesehen und registriert, dass im Ort neben dem Platz – immerhin die Hauptstadt der Camargue, ein Intermarche vorhanden war. Also schnell mal einkaufen.
Übersehen hatte ich aber leider, dass genau an diesem Wochenende das Gypsy Festival in Sainte-Marie-de-la-Meer stattfand.
Mir kam gleich schon komisch vor, dass der Wohnmobilstellplatz, der vor dem Campingplatz liegt und die Lücke zwischen Stadt und Campingplatz ausfüllt, sich also über ca. 500 Meter Länge erstreckt, zu gut 70% gefüllt war. Und das in einer Zeit, wo laut france.fr die Camargue leer ist…

Die Stadt selbst war brechend voll, es ging im Schritttempo in einer einzigen Blechschlange durch die Stadt, deren Zentrum und alle Seitenstraßen gesperrt waren. Und damit auch der Zugang zum Supermarkt. Toll!

Die einzig praktikable Lösung: zum nächsten Supermarkt fahren.

Ok, normalerweise kein Ding, aber der nächste Supermarkt, nebenbei auch die nächste Boulangerie, befand sich in Arles bzw. Aigues-Mortes, beides ca. 30km entfernt.
Eine Stadt in Frankreich, die auch noch ne Hauptstadt sein will und keinen Bäcker hat?

Ok, aus der „mal schnell einkaufen“ Sache wurde dann doch ein 2h Ausflug.
Das „Restaurant“ auf dem Platz war leider keine Alternative und auch der „Supermarkt“ des Campingplatzes war wie der Rest der Anlage eine absolute Katastrophe.
Keine Ahnung, was die hier an Kundschaft erwarteten, Regale, so gut gefüllt wie ein Laden für Bananen in der DDR, aber nen 5er-Pack Schwangerschaftstests vorrätig. OK, man muss halt Prioritäten setzen.

Wir bauten den Rest unserer Ausrüstung auf und machten uns was zu Essen. Die Aussicht und die Temperaturen hätten uns zwar lieber wieder einpacke lassen, aber weiter konnten wir an diesem Tage eh nicht mehr. Und es waren ja nur 5 Nächte.

Der nächste Morgen war genau so wenig einladend wie der vorherige Abend und die Wetteraussichten waren gruselig. Aber bis Mittag sollte es trocken bleiben und so machten wir uns schon früh auf den Weg zur Salin-de-Badon und Station-de-Pompage wo wir ein paar gefiederte Freunde zum Ablichten finden sollten, schenkte man dem Netz glauben.
Schon auf dem Weg hielten wir mehrmals an, um Bilder zu machen und Videos zu drehen. Die Natur war wirklich wunderschön und die Motive machten brav mit. Gut, allerdings nur für jeden, der mit mehr als 400mm Brennweite unterwegs war, denn wirklich nah ran kamen wir hier an die Motive nicht.

Wir genossen aber die Fahrt, trotz der Tatsache, dass sofort nach dem Aussteigen eine Wolke aus Minimücken um einen summte und in jede Öffnung flog, die man zur Verfügung stellte.
BTW: Mücken fliegen auch bei viel Wind, Regen und tagsüber. Die Mistviecher fliegen eigentlich immer oder wechseln sich in Schichten ab, was weiß ich denn, keine Ahnung, aber sie sind IMMER, wirklich IMMER da.

An der Station-de-Pompage angekommen war die Enttäuschung dann groß, der Parkplatz mitten im Vogelschutz und Brutgebiet war mit Wildcampern vollgestellt, die laut lärmend und die Gegend vermüllend gründlich dafür sorgten, dass nicht ein Tier im Umkreis von 3 km zu sehen war. Dafür Klopapier, gebraucht natürlich, in jeden Graben ringsherum. Wie idyllisch. Kein Wunder, dass niemand mehr Camper mag.

Wir machten schnell kehrt und fuhren wieder zum Platz. Pünktlich setzte dann auch der Regen ein und der Abend war dementsprechend eher kurz und ungemütlich.

Für den Sonntag erwartete uns ein ganzer Regentag und wie vorhergesagt, begann der Regen schon am Vorabend um wirklich die ganze Nacht anzuhalten und auch am Vormittag keine Anstalten zu machen mal eine Pause einzulegen.
Wir beschlossen nochmal nach Aigues-Mortes zu fahren, um Baguette und ein paar andere Kleinigkeiten einzukaufen und dabei die Salinen anzusehen.
Die Salinen entpuppten sich statt Naturparadies als industrielle Salzgewinnung und entsprechend drehten wir wieder um. Allerdings zeigte sich, das Aigues-Mortes eine Art Fort besitzt, was wiederum die Altstadt beherbergt. Trotz Regen parkten wir das Auto, schmissen uns in die Regenjacken und gingen in die Festung. Dort gab es im Übrigen nicht nur einen Bäcker…

Ein wirklich schönes Städtchen und ein leckerer Kaffee brachte uns so über den Vormittag und auf dem Rückweg fuhren wir noch beim Intermarche ran und kaufen noch etwas ein.
Es regnete immer noch, wobei mit abnehmender Intensität.

Wieder auf dem Platz angekommen, frühstückten wir erstmal und ich beschloss, dass es nun Zeit wäre, das erlebte aufzuschreiben, bevor man die Hälfte vergessen hatte.

Für den nächsten Tag hatten wir dann endlich den Besuch im ornithologischen Park um die Ecke geplant. Am Wochenende war es da eindeutig zu voll, dass machte keinen Sinn. Und bei dem schlechten Wetter ohnehin nicht. Aber es sollte ja die Sonne scheinen.

Wir stellten uns den Wecker auf 7 Uhr und erledigten die nötigen Dinge des Morgens schnell, um auf jeden Fall vor 9 am Park zu sein. Leider war von Sonne keine Spur, im Gegenteil, es regnete mal wieder.

Trotz alle dem waren wir um 8.45 weder die ersten noch die einzigen. Der kleinere Parkplatz direkt vorm Eingang war schon zur Hälfte gefüllt. Gegen Samstag allerdings ein Hauch von Nichts. Da waren alle Parkplätze sowie die Straße auf beiden Seiten auf einem halben Kilometer vollgeparkt.

Mit 8 Euro pro Person war der Eintritt für uns ganz ok. Es handelte sich bei dem Park nicht um einen Zoo oder Tierpark im klassischen Sinne, es gibt keine Gehege etc., es ist im Prinzip ein großzügig eingezäuntes Stück Naturschutzgebiet, was von den Parkbetreibern geschützt wird. Und ein ganz bisschen Futter wird zur besseren Verständigung zwischen Betreiber und Tieren wohl ab und zu auch ausgelegt.
Die Tiere sind demnach freiwillig dort und brüten auch da. Schutz und Futter, was will man mehr?

Für uns natürlich toll, denn man kommt den Tieren sehr nah. Deutlich näher als bei dem Ausflug an die Saline.
Die erste Stunde liefen wir in Regenklamotten durch den Park und ich filmte immer, wenn es der Regen zulies. Meine Kamera mag leider Wasser nicht sonderlich. Schlussendlich hörte es dann aber auf und die Sonne, also so richtig, mit warm und so, kam heraus. Zum ersten Mal in diesem Urlaub. Juchu…

Wir genossen die Sonne und die großartige Atmosphäre. Zwar wurde der Park dann auch deutlich voller, aber schön war es trotzdem. Allerdings konnte man an Stellen, wo wir noch eine Fülle von Vögeln beobachten konnten als wir kamen, kaum noch einen gefiederten Freund finden. Klar, denen wurde das dann auch zu voll.
Teile des Parks wo gerade gebrütet wird, werden gesperrt, so dass die Tiere dort recht ungestört leben können. Und damit kein übereifriger Tourist sich da reinschleicht, läuft die Polizei da Streife und mit denen will man sich eher nicht anlegen.

Kurz nach Mittag fuhren wir wieder zurück zum Platz, um erst einmal zu frühstücken. Eine Pause in der Sonne im Anschluss und dann nochmal ein Spaziergang zum Strand. Leider konnten wir da das aufziehende Gewitter schon sehen und hören. Naja, die 5h Sonne waren wohl schon zu viel des Guten.

Es wäre gelogen zusagen, dass wir nicht völlig genervt sind vom Regen und den Temperaturen.
Morgen hatten wir eine Bootstour gebucht. Wir waren gespannt, was das wohl werden würde. Trocken sollte es ja halbwegs sein.

Der nächste Morgen war tatsächlich trocken und sonnig. Nach den üblichen Startvorbereitungen des Tages liefen wir zum Anleger des Tikki3, der etwas 200 Meter neben unserem Platz lag.
Check in mit dem QR-Code aus der Buchungsmail und rauf auf den Dampfer.

Ich mag es auf dem Wasser zu sein, so dass eine Bootstour es generell nicht sehr schwer hat bei mir und so war ich dann auch schnell von der Tour angetan.
Die vermeidlichen Highlights der Tour sollte wohl die Pferde und Stiere, die, bis auf eine kleine Gruppe wirklich freilebender Stiere, allesamt in Gattern gehalten oder extra für das Boot ans Ufer getrieben wurden, sein. Ich fand das Drumherum deutlich spannender. Die Landschaft war einfach schön anzusehen.

Im Anschluss wollten wir dann noch zu Fuß in die Stadt, sind aber nur bis zum Ortseingang gekommen. Dann war jegliche Motivation verfolgen und wir drehten wieder um.
Sainte-Marie-de-la-Meer ist einfach keine schöne Stadt. Alles wirkt heruntergekommen und ich vermute mal stark, das seine Lage in der Camargue und die Walfahrten für den guten Ruf verantwortlich sind. Anders kann ich mir das nicht vorstellen.

Der Rest des Tages bestand dann aus rumgammeln und Sachen packen, denn am nächsten Tag sollte es ja weiter gehen.
Am nächsten Morgen gönnten wir uns nur noch schnell einen Kaffee und wollten dann den Rest der Ausrüstung verpacken und uns auf den Weg machen. Mir fiel ein, dass ich weder vor der Fahrt noch an irgendeinem Stopp den Ölstand des Fahrzeugs kontrolliert hatte. Und bei einem Neufahrzeug kann es schon zu einem Ölverbrauch kommen, schenkte man der Betriebsanleitung glauben.
Also ein Stück Küchenrolle, Haube auf und den Ölstab gezogen. Abwischen und wieder rein und den Stand kontrollieren. Ergebnis: Untere Markierung. Mit anderen Worten: Zwar noch kein kritischer Stand, aber Öl sollte zeitnah aufgefüllt werden, erst recht vor einer weiteren Fahrt und vor allem vor einer mit Anhänger. Allzu weit sollte ich wirklich mit dem Ölstand nicht mehr unterwegs sein.
Ich beschloss also auf dem schnellsten Weg zur nächsten Tankstelle zu fahren, um Öl zu kaufen und nachzufüllen.
Ich will die folgende 60km Odyssee mal etwas abkürzen: Es gab nirgends mein Öl und ich landete bei einem VW-Händler in ca. 50 Km Entfernung zum Platz. Der hatte dann das gesuchte 0W20 mit der VAG-Freigabe – zum Spottpreis von 42 € für einen Liter. Einen halben Liter füllte ich dann auch sofort nach und der Ölstand zeigte wieder genau halb an. Den Rest des Öls verstaute ich im Auto und machte mich wieder auf den Rückweg zum Platz, wo ich dann noch auf den letzten Meter im Stau stand, da die Polizei die Einfahrt nach Sainte Marie de la Meer gesperrt hatte. Dort fand am folgenden Abend der erste Teil der jährlichen Wallfahrt statt.


Anne hatte in der Zwischenzeit das Vorzelt abgebaut und alles im Wohnwagen verstaut, so dass wir sofort losfahren konnten. Deutlich später als eigentlich gedacht, aber wenigstens mit ausreichend Öl im Auto. Aber ich bin natürlich selbst schuld. Sowohl die Kontrolle VOR Antritt der Reise als auch einen Liter des doch eher außergewöhnlichen Schmierstoffs mitzunehmen, wäre definitiv meine Aufgabe gewesen.

Wir verließen die Camargue und fuhren die A9 in Richtung Montpelliers. Ca. 130 km waren es nur bis nach Sérignan-Plage, wo wir auf dem gleichnamigen Yello! Campingplatz eine Parzelle gebucht hatten.

Dazu mehr in Teil 2.

Wer Bilder etc. der Landschaft und der Tiere in der Camargue vermisst hat, dem kann ich sagen:
kommt noch. Sind sehr, sehr viele und die Camargue hat mindestens einen Beitrag ganz allein für sich verdient!

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